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„Politische Börsen“ – oft kurz und heftig. Ist es diesmal anders?

Der Präsident der USA verabschiedet sich unerwartet vom freien Welthandel. Vor wenigen Wochen hat er verkündet, sog. „Strafzölle“ für Stahlprodukte aus anderen Ländern einzuführen. Dieses Vorgehen widerspricht den Vereinbarungen der WTO zum freien Handel. Bemerkenswert ist bei diesem Vorgang, dass dieser Vorstoß auch in seiner eigenen, konservativen Partei höchst umstritten ist. Inzwischen gilt es allgemein als erwiesen, dass Handelsbarrieren jedweder Art wohlstandsmindernd und nicht –erhöhend sind. Besonders bedrohlich bei diesem Vorgehen ist die mögliche globale Eskalation: Europa und China könnten mit Gegenmaßnahmen antworten, welche in den USA wieder beantwortet werden etc. Am Ende dieses Prozesses könnten kleinere Inselmärkte entstehen, die für die Bevölkerungen jeweils höhere Preise, schlechtere Produktqualitäten und steigende Inflationsraten bedeuten. Dies ist das Szenario, vor dem sich die Anleger z. Zt. so fürchten.  Die Wahlergebnisse in Deutschland (Wen in der Welt interessiert eine „GroKo“?) und in Italien (die wievielte Nachkriegsregierung eigentlich?) spielen bei dieser globalen Entwicklung kaum eine Rolle. Entscheidend für das Wohl der Weltwirtschaft – und vor allem für die exportabhängige deutsche Wirtschaft – bleibt ein barrierefreier Welthandel. Man stelle sich ein paar Beispiele bildhaft vor: Bis ein „I-Phone“ aus US-Produktion seinen Weg in die Geschäfte findet, dürften ein paar Jahre vergehen, weil es in den USA keine Fabriken dafür gibt. Höhere Stahlpreise bedeuten in den USA höhere Baukosten für das Thema „Infrastruktur“ (Brücken, Häuser, Straßen und Pipelines etc.). Natürlich verteuern sich auch die Preise für Autos. Für den „Normalbürger“ in den USA könnten Oberklassefahrzeuge aus Deutschland wieder unerschwinglich teuer werden. Leider hat sich der amtierende US-Präsident als beratungsresistenter Realitätsverweigerer entpuppt. Auch die Kritik aus seinen eigenen Reihen perlt ungehört an ihm ab. Am Ende könnte das tatsächlich zu einer erheblichen Verschlechterung der globalen Wirtschaftsbedingungen führen.

Um die Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft zu beurteilen, sollte man sehr genau hinsehen. So ist z.B. der direkte Exportanteil von Stahlprodukten in die USA gar nicht sehr hoch und bewegt sich im unteren einstelligen Bereich. Ein panischer Verkauf z.B. der ThyssenKrupp Aktie erscheint daher kurzfristig unangebracht zu sein. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Management derzeit extrem daran arbeitet, die Abhängigkeit vom zyklischen Stahlgeschäft immer weiter zu verringern. ThyssenKrupp ist schon viel mehr ein Industrieunternehmen im Anlagenbau, Maschinenbau und im Aufzugsgeschäft. Die geplante Fusion mit Tata Steel in Europa wird für weitere Entlastung sorgen.

Das Beispiel oben steht für unseren Investmentansatz. Wir suchen nach aussichtsreichen Anlagen, die auch in Krisenzeiten robust sind. Dazu zählen z.B. Aktien von Unternehmen, die mit einer starken Marktposition in Märkten agieren, die langfristiges Wachstum versprechen. Das sind z.B. Aufzüge in den zigtausend neuen Hochhäusern, die jährlich auf der Welt neu entstehen.

Politische Entscheidungen haben oftmals nur kurze, aber dafür häufig auch heftige Kursschwankungen an den Märkten zur Folge. Warum könnte es diesmal anders werden? Es geht nicht allein um den Markt für Stahlprodukte in den USA, sondern um die möglichen Folgewirkungen. Waren, die ursprünglich in die USA gehen sollten, könnten nach Europa umgeleitet werden und damit hier direkt auf Preise wirken. Auch wenn es uns noch schwer fällt, sollten wir akzeptieren, dass sich das globale wirtschaftliche Zentrum längst nach Asien verlagert hat. China ist die Weltmacht des 21. Jahrhunderts. Das sollte auch ein bisweilen übermütiger US-Präsident zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Einen „Wirtschaftskrieg“ gegen China und Asien werden letztere gewinnen, niemals ein in weiten Teilen strukturschwaches Land wie die USA. Einer kleinen Bildungselite in den USA steht ein Heer von vielen Millionen sehr gut ausgebildeten Asiaten gegenüber, die den Weg vom „Kopierer des Westens“ schon bis zum „Technologieführer“ in vielen Branchen absolviert haben. Das ist der Hauptgrund, weshalb wir uns intensiv mit dieser Region befassen und hier auch langfristig investiert sein möchten. Das organische Wachstum ist zudem wegen des Bevölkerungswachstums dort immer noch wesentlich höher als in westlichen Industrienationen.  Sollte die Politik der USA in den kommenden Monaten tatsächlich eine Spirale von wirtschaftlichen Abschottungen auslösen, wird das global Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. Das ist relevant. Darauf kommt es an! Ob Deutschland nun schwarz, rot oder schwarz-rot kariert regiert wird, interessiert dabei niemanden – schon gar nicht die fleißigen Asiaten.

Es bleibt zu hoffen, dass möglichst bald Vernunft einkehrt und eine große Eskalation hin zu einem „Handelskrieg“ der großen Wirtschaftsblöcke vermieden werden kann. In einem solchen Fall wäre Deutschland sicherlich einer der großen Verlierer, da wir bekanntlich als langjähriger „Exportweltmeister“ auf den möglichst freien Warenhandel angewiesen sind, wie kaum ein anderes Land auf der Welt. Bei einem Entstehen eines „Handelskrieges“ hätte die kurzfristig politisch gewollte Aktion eines „Strafzolls“ dann tatsächlich mittel- bis langfristig extrem negative Auswirkungen. Jede Tendenz in diese Richtung wird von uns genau beobachtet.

Wir übernehmen für unsere Mandantschaft die Analyse dieser Entwicklungen an den Märkten. Unser oberstes Ziel ist dabei stets, das uns anvertraute Vermögen langfristig real zu erhalten. Dazu selektieren wir gut gemanagte Fonds und auch Einzeltitel. Wenn es sich vermeiden lässt, halten wir uns sehr zurück bei Investitionen in Anleihen von hoch verschuldeten Staaten. Zur Absicherung sind wir permanent in Gold investiert. Ein gut diversifiziertes Depot sollte nicht zu abhängig von einer Region oder Anlageklasse sein und über das Wachstum der Märkte hinaus an Wert zulegen. Damit wird ein Ausgleich gegen die wieder ansteigende Inflation geschaffen. Allerdings unterliegen auch wir den Marktschwankungen und müssen bisweilen Kursdellen aushalten, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen.

Christoph Vogt

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